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Fabeln

Illustrierte Gesamtausgabe

Erschienen am 04.10.2001
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570126424
Sprache: Deutsch
Umfang: 544 S.
Format (T/L/B): 5.8 x 31 x 22 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Wer kennt sie nicht, die Fabel vom Raben und dem Fuchs, der hinterhältig dem Vogel schmeichelt und sich so den Käse verdient? Die Tatsache, dass dieser Text weit über 300 Jahre alt ist, schmälert weder seine Aktualität noch seinen sprachlichen Reiz. Die Gesamtausgabe aller Fabeln La Fontaines erlaubt es dem Leser, dessen besonderes Talent als kritischer und exakter Beobachter und den so facettenreichen Ton dieses Dichters kennen zu lernen. Sittenbilder, mal leicht, mal ernst, politische Betrachtungen, ja selbst Gedanken über Tod und Liebe sind die Fabeln, die zusammen genommen ein vollständiges Bild der menschlichen Gesellschaft zeichnen. Ein großes Gemälde der ''comedie humaine'' wird vor dem Auge des Lesers ausgebreitet, das bis in die heutige Zeit nichts von seiner Bedeutung verloren hat. Die lebendigen, mal spitzbübischen, mal kritischen Illustrationen von Adolf Born sorgen bei Klein und Groß dafür, dass die Entdeckungsreise durch die Fabelwelt des La Fontaine zu einem großen Vergnügen wird. Die hier verwendete Fassung der Dohmschen Übersetzung wurde von Marita Gleiss bearbeitet. Von DeutschlandRadio/Focus im Januar 2002 auf die Liste ''Die besten 7 Bücher für junge Leser'' gewählt.

Leseprobe

Die Grille und die Ameise Die Grille, die den Sommer lang zirpt' und sang, litt, da nun der Winter droht', harte Zeit und bittre Not: Nicht das kleinste Würmchen nur, und von Fliegen keine Spur! Und vor Hunger weinend leise, schlich sie zur Nachbarin Ameise, fleht' sie an, in ihrer Not ihr zu leihn ein Stückchen Brot, bis der Sommer wiederkehre. »Hör«, sprach sie, »auf Grillenehre, vor der Ernte noch bezahl' Zins ich dir und Kapital.« Die Ameise, die, wie manche lieben Leute, das Verleihen haßt', fragt' die Borgerin: »Was hast du im Sommer denn betrieben?« »Tag und Nacht hab' ich ergötzt durch mein Singen alle Leut'.« »Durch dein Singen? Sehr erfreut! Weißt du was? Dann - tanze jetzt!« Der Rabe und der Fuchs Im Schnabel einen Käse haltend, hockt auf einem Baumast Meister Rabe. Von dieses Käses Duft herbeigelockt, spricht Meister Fuchs, der schlaue Knabe: »Ah, Herr von Rabe, guten Tag! Wie nett Ihr seid und von wie feinem Schlag! Entspricht dem glänzenden Gefieder nun auch der Wohlklang Eurer Lieder, dann seid der Phönix Ihr in diesem Waldrevier.« Dem Raben hüpft das Herz vor Lust. Der Stimme Zier zu künden, tut mit stolzem Sinn er weit den Schnabel auf - der Käse fällt dahin.        Der Fuchs nimmt ihn und spricht: »Mein Freundchen, denkt an mich! Ein jeder Schmeichler mästet sich        vom Fette dessen, der gern auf ihn hört. Die Lehr' ist zweifellos dir einen Käse wert!« Der Rabe, scham- und reuevoll, schwört etwas spät , daß man ihn nie mehr überlisten soll. Der Frosch, der dem Stier an Größe gleichen wollte Ein Frosch sah einstmals einen Stier,        des Wuchs ihm ungemein gefallen. Kaum größer als ein Ei, war doch voll Neid das Tier; es reckt und bläht sich auf mit seinen Kräften allen, dem feisten Stier an Größe gleich zu sein. Drauf spricht es: »Sieh, Bruder mein, ist's nun genug? Bin ich so groß wie du?« - »O nein!« »Jetzt aber?« - »Nein!« - »Doch nun?« »Wie du dich auch abmattst, du wirst mir niemals gleich!« Das arme kleine Vieh bläht sich und bläht sich, bis es - platzt. Wie viele gibt's, die nur nach eitler Größe dürsten! Der Bürger tät' es gern dem hohen Adel gleich, das kleinste Fürstentum spielt Königreich, und jeder Graf gibt sich als Fürsten. Leseprobe